Besuch im Apothekenmuseum Cottbus

von Simone Hohmann

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Sicherlich ist den meisten Menschen schon einmal zu Ohren gekommen, dass es eine Therapie mit Eigenurin gibt – er kann äußerlich aufgetragen, gegurgelt (früher bei Diphtherie!) oder gar getrunken werden. Doch wussten Sie, dass Schafmist, nach einigen alchemistischen Prozeduren unter die Füße gebunden, den Welt-Schmerz lindert?

Dieser und vielen anderen anschaulichen Geschichten aus einer anderen Zeit der Apotheker konnten wir im Brandenburgischen Apothekenmuseum lauschen, das wir am Samstag, den 10. März 2018 besucht haben. Die Museumsleiterin Annette Schiffner lieferte mehr als drei Stunden beste Unterhaltung und Bildung in einem.

Die ehemalige Löwen-Apotheke, in der die musealen Räume beschaut werden dürfen, hat eine aufregende Geschichte hinter sich. Erste Erwähnung findet sich 1568, als der Markgraf Johann von Küstrin seinen Stadtarzt Dr. Petrus Cnemiander, der eigentlich Dr. Peter Hosemann hieß, privilegierte, als Arzt eine Apotheke zu führen. Das war 300 Jahre zuvor abgeschafft worden. Ärzte durften keine Arznei mehr verkaufen und Apothekern war die Therapie untersagt. Doch besagter Dr. Cnemiander durfte beides, er wurde »privilegiert«, weil die Stadt Cottbus nur eine Apotheke hatte und die Versorgung mit Arznei gesichert werden musste. Er eröffnete seine Apotheke 1573 und sicherte sich und seinen Nachkommen die alleinige Abgabe von Arzneimitteln in der Stadt und der Umgebung. Die Löwen-Apotheke blieb für mehr als 200 Jahre die einzige Apotheke in Cottbus!

1951 wurde die Löwen-Apotheke verstaatlicht und in den darauffolgenden Jahren modernisiert. Im Jahr 1989 wurde in der Löwen-Apotheke das 1. Apothekenmuseum der DDR eröffnet. Bis heute wird das Museum durch den Verein zur Förderung des Niederlausitzer Apothekenmuseums in der Löwen-Apotheke Cottbus e.V. erhalten und ermöglicht so deren Besichtigung.

Das Besondere: es gibt einen Verkauf. In der schönen alten Offizin kann man Kräuterliköre, Tees und das älteste Parfüm der Welt kaufen: Eau de Cologne von Farina, doch das ist eine andere Geschichte…

Fazit: ein Besuch im Apothekenmuseum lohnt sich!

Auch der Weg nach Cottbus war sehr inspirierend. Mehrere Stunden Regionalbahn-Fahrt zwischen Eberswalde und Cottbus brachten uns Austausch in tief bereichernden Gesprächen und boten die Gelegenheit, uns einmal in einem ganz anderen Rahmen zu begegnen. Schön war's.

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Brandenburgisches Apothekenmuseum Cottbus

Aktualisiert: 6.4.2018 12:27

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